Pressemeldungen 2022

Pressemeldungen von und über unsere Elektrotechnikinstitute: 2023  2021  2020   2019   2018   2017

Rund 1,33 Millionen für Verbundprojekt zur Digitalisierung der Schifffahrt

SensorSOW – LIDAR-basierte Sensorapplikation zur Erkennung, Modellierung und Prädiktion des Bewegungsverhaltens anderer Verkehrsteilnehmer auf Binnenwasserstraßen

Professor Torsten Jeinsch vom Lehrstuhl Regelungstechnik der Universität Rostock mit Dr. Volker Wissing, Bundesminister für Digitales und Verkehr (Foto: BMDV).
Professor Torsten Jeinsch vom Lehrstuhl Regelungstechnik der Universität Rostock mit Dr. Volker Wissing, Bundesminister für Digitales und Verkehr (Foto: BMDV).
Projektkonsortium SensorSOW, Von links nach rechts: Dr. Volker Wissing, Dipl.-Ing. Jürgen Alberding (Alberding GmbH), Tim Holzki (TU Berlin) und Professor Torsten Jeinsch vom Lehrstuhl Regelungstechnik der Universität Rostock (Foto: BMDV).
Projektkonsortium SensorSOW, Von links nach rechts: Dr. Volker Wissing, Dipl.-Ing. Jürgen Alberding (Alberding GmbH), Tim Holzki (TU Berlin) und Professor Torsten Jeinsch vom Lehrstuhl Regelungstechnik der Universität Rostock (Foto: BMDV).

Juni 2022: Dr. Volker Wissing, Bundesminister für Digitales und Verkehr, hat dem Projektkonsortium „SensorSOW – LIDAR-basierte Sensorapplikation zur Erkennung, Modellierung und Prädiktion des Bewegungsverhaltens anderer Verkehrsteilnehmer auf Binnenwasserstraßen“ die Förderurkunde überreicht. Partner im Konsortium sind die Universität Rostock mit Professor Torsten Jeinsch vom Lehrstuhl Regelungstechnik, die Alberding GmbH und die TU Berlin.

Ziel des Vorhabens ist es, Sensor- und Assistenzsysteme zur Bestimmung der Schiffs- und Verkehrslage sowie der Fahrrinne unter Wasser zu entwickeln und zu erproben, um den Automatisierungsgrad der Schifffahrt zu steigern. Das Projektkonsortium erhält eine Gesamtfördersumme von rund 1,33 Millionen Euro für eine Projektlaufzeit von zwei Jahren. Die Funktionalität der Sensorik, bestehend aus LIDAR-, SONAR-, Kamera- und GNSS-Sensorik soll in diesem Zeitraum mittels bestehendem Versuchsträger und Testschiffen im digitalen Testfeld Spree-Oder-Wasserstraße erprobt, aufbereitet und in einem Assistenzsystem anschaulich bereitgestellt werden.

Über das Förderprogramm zur Entwicklung von Digitalen Testfeldern an Bundeswasserstraßen stellt das Bundesministerium für Digitales und Verkehr bis Ende 2024 insgesamt rund 34 Millionen Euro bereit, um Industrie und Forschung bei der Erprobung automatisierter Systeme für die Schifffahrt zu unterstützen.

Mehr dazu auch unter: https://www.bmvi.de/SharedDocs/DE/Pressemitteilungen/2022/038-wissing-projekt-sensorsow-auf-spree-oder.html

Kontakt: 
Prof. Dr.-Ing. Torsten Jeinsch           
Universität Rostock
Fakultät für Informatik und Elektrotechnik
Institut für Automatisierungstechnik
Tel.: +49 381 498-7701/-7704  
torsten.jeinsch@uni-rostock.de

 

Schiffstaufe des neuen Experimental-Katamarans der Universität Rostock

Experimental-Katamaran der Universität Rostock auf den Namen „Bernhard Lampe“ getauft

Professor Torsten Jeinsch mit den Taufpatinnen Ida und Bianca Lampe bei der Schiffstaufe des nach ihrem Großvater und Vater benannten Forschungskatamarans „Bernhard Lampe“ (Foto: Julia Tetzke/Universität Rostock).
Professor Torsten Jeinsch mit den Taufpatinnen Ida und Bianca Lampe bei der Schiffstaufe des nach ihrem Großvater und Vater benannten Forschungskatamarans „Bernhard Lampe“ (Foto: Julia Tetzke/Universität Rostock).

Juni 2022: Der neue Experimental-Katamaran der Universität Rostock, getauft auf den Namen „Bernhard Lampe“, kann zukünftig unbemannt Forschungsaufgaben in der Ostsee übernehmen.

Der neue, hoch manövrierfähige Experimental-Katamaran „Bernhard Lampe“ ist Grundlage eines zukünftigen Multirobotersystems – einzigartig in Mecklenburg-Vorpommern. Ausgerüstet mit zwei Unterwasserfahrzeugen und einer Drohne kann er autonom, also ohne Steuermann an Bord, beispielsweise Messungen von Wassertemperatur und Salzgehalt der Ostsee vornehmen.

Ziel von Professor Torsten Jeinsch, Koordinator des autonomen Multirobotersystems vom Rostocker Lehrstuhl Regelungstechnik, ist es, „den Katamaran zukünftig im Verbund mit weiteren Messfahrzeugen von meinem Büro aus in der Ostsee auf Position zu bringen. So müssten unsere Kolleginnen und Kollegen aus der Meeresforschung nicht mehr selbst auf See, um regelmäßig Wasser- oder Sedimentproben aus der Ostsee zu entnehmen.“

Als Geräteträger und Arbeitsboot verfügt die „Bernhard Lampe“ über zwei leistungsstarke Jet-Motoren, einen Bordkran und eine Winde. Die digitalisierten Schnittstellen zur Antriebstechnik, Navigations- und Umweltsensorik erlauben eine Kombination mit weiteren hochautomatisierten und autonomen Forschungsgeräten.

Bereits Mitte Oktober 2020 wurde die gemeinsam vom Land und der Universität geförderte „Bernhard Lampe“ vom Rostocker Unternehmen Nordland Hansa GmbH an den Lehrstuhl Regelungstechnik der Universität Rostock übergeben. Die Taufe des automatisierten Katamarans musste aufgrund der pandemiebedingten Einschränkungen auf Juni 2022 verschoben werden. Der Name „Bernhard Lampe“ wurde in Erinnerung an den früheren Lehrstuhlinhaber der Regelungstheorie gewählt. Mit der Taufzeremonie kann die „Bernhard Lampe“ nun auch offiziell zu Wasser gelassen werden. Die Schiffstaufe fand durch die Taufpatinnen Bianca und Ida Lampe – Tochter und Enkeltochter des bereits verstorbenen Ingenieurwissenschaftlers – im Anwendungszentrum Regelungstechnik der Universität Rostock statt.

 „Ich freue mich über das würdigende Gedenken von Professor Bernhard Lampe. Die Universität Rostock verfügt nun über einen hochmodernen Forschungskatamaran mit zeitgemäßer Technik. Es verstärkt die Forschungskompetenz der Fakultät auf dem Gebiet der Meeresforschung nachhaltig“, so der Rektor der Universität Rostock, Professor Wolfgang Schareck.

Professor Torsten Jeinsch unterstreicht die hervorragende Zusammenarbeit im gesamten Team: „In Kooperation mit den beteiligten Unternehmen konnten wir die Algorithmen für die unbemannte Schifffahrt in den vergangenen Jahren so weiterentwickeln, dass eine autonome Forschungsausfahrt in Zukunft möglich sein wird.“

Kontakt:
Prof. Dr.-Ing. Torsten Jeinsch           
Universität Rostock
Fakultät für Informatik und Elektrotechnik
Institut für Automatisierungstechnik
Tel.: +49 381 498-7701/-7704   
torsten.jeinsch@uni-rostock.de

 

Smart Hospital – Forscher der Universität Rostock präsentiert Krankenhaus der Zukunft

HIMSS - Healthcare Information and Management Systems Society

April 2022: Wie sieht das Krankenhaus der Zukunft aus? Darüber macht sich Martin Kasparick vom Institut für angewandte Mikroelektronik und Datentechnik der Universität Rostock seine Gedanken. Im smarten Isolationszimmer könnten Patientinnen und Patienten in Zukunft ohne Störung des Pflegepersonals genesen. Die Beatmungs- und Vitaldaten werden direkt in den Vorraum gesendet. Die „lautlose“ Intensivstation könnte insbesondere bei gefährlichen Infektionskrankheiten – wie bei Corona – zum Einsatz kommen.

Gerade ist Martin Kasparick vom Institut für Angewandte Mikroelektronik und Datentechnik der Universität Rostock aus Orlando zurückgekehrt. Hier hat der 36-jährige Rostocker auf einer der größten und wichtigsten internationalen HIMSS Fachmesse des Gesundheitswesens, von der Healthcare Information and Management Systems Society (HIMSS) organisiert, seine Doktorarbeit zur Vernetzung von Medizingeräten in der Klinik vorgestellt. Gemeinsam mit verschiedenen Industriepartnern präsentierte er, wie vernetzte Medizingeräte verschiedener Hersteller in Zukunft zusammenarbeiten können. „Unsere neu entwickelten Kommunikationsnormen für das Krankenhaus der Zukunft sind nicht nur in Zeiten der Corona-Pandemie eine erhebliche Erleichterung, bei gleichzeitig steigender Qualität der Patientenversorgung“, sagt Martin Kasparick.

Lautlose Intensivstationen

In Zukunft könnten Patientinnen und Patienten in einem Isolationszimmer mit vernetzten Medizingeräten intensivmedizinisch betreut werden. Dabei erhält das Pflegepersonal alle aktuellen Daten über die Patientin oder den Patienten, wie beispielsweise Vital- und Beatmungsparameter oder die Medikamentengabe, im Vorraum des Isolationszimmers.  „Das Pflegepersonal kann sich zu jeder Zeit ein genaues Bild über den Gesundheits- und Behandlungszustand der Patientin machen, ohne selbst einem Infektionsrisiko ausgesetzt zu sein“, sagt Martin Kasparick. Es entfalle somit der Schritt, alle Informationen direkt am Patientenbett abzulesen und sich dabei möglicherweise zu infizieren. Und der Patient habe bei der Genesung so viel Ruhe wie möglich. Denn vor Pflegekräften in merkwürdig anmutenden Schutzanzügen, teilweise astronautenähnlich, existiere manchmal unter den Kranken auch eine gewisse Angst, so Kasparick. Das Pflegepersonal der Zukunft müsse seltener ins Krankenzimmer kommen. Die mittelfristige Idee sei es, lautlose Intensivstationen zu etablieren. Die Alarme würden dann immer dort „piepsen“, wo sich das Pflegepersonal gerade befinde.

Meilenstein für die Medizintechnik

Die Rostocker Forschungsgruppe um Kasparick hat die zugrundeliegende Kommunikationstechnologie zum Informationsaustausch mit Kooperationspartnern wie beispielsweise die Dräger AG, die Firmen Ascom und Arcomed sowie Epic aus den USA mit entwickelt. Die große Überschrift dazu: „Krankenhaus der Zukunft“. Martin Kasparick bemüht einen Vergleich: „Es ist quasi so wie es viele aus ihrem Alltag kennen – das Smartphone verbindet sich mit dem Fernseher, der Musikanlage oder dem Auto. Auf dem Gebiet der Medizingeräte sind allerdings viel höhere Anforderungen an Zuverlässigkeit und Sicherheit zu erfüllen.“

Die Einführung einer neuen internationalen Norm zur herstellerübergreifenden Geräte-zu-Geräte-Kommunikation für Medizingeräte, die so genannte IEEE 11073 SDC-Norm, ermöglicht es erstmals, Geräte verschiedener Hersteller zuverlässig zusammenarbeiten zu lassen. An dieser Entwicklung – ein Meilenstein für die Medizintechnik – ist auch Martin Kasparick maßgeblich beteiligt: weg von Insellösungen einzelner Hersteller hin zu heterogenen Systemen der Zukunft. „Patienten und Pflegende werden hiervon stark profitieren“, unterstreicht auch Dirk Timmermann, Direktor des Rostocker Instituts für Angewandte Mikroelektronik und Datentechnik. Mit seiner Forschung habe Martin Kasparick insbesondere zwei bemerkenswerte Dinge erreicht: „Zum einen entwickelt er neue Lösungen für eine höhere medizinische Qualität im OP-Saal und auf der Intensivstation. Zum anderen trägt er zusammen mit seinen Kolleginnen und Kollegen ganz entscheidend dazu bei, diese smarten Ideen in eine internationale Norm zu überführen. Diese kommt in der Patientenversorgung bereits zum Einsatz“, unterstreicht Timmermann. „Er hat also die Brücke von innovativer Forschung zur Praxis geschlagen – in einer Doktorarbeit extrem selten zu finden.“

„Die nahtlose Zusammenarbeit verschiedener Geräte im OP und in der Klinik ist ein wichtiges Thema“, bestätigt auch Kollege Dr. Markus Pirlich, Oberarzt der HNO-Heilkunde am Universitätsklinikum Leipzig, mit dem das Rostocker Institut, vor allem Martin Kasparick, schon seit Jahren zusammenarbeitet und forscht. Die neuen Kommunikationsnormen würden die Art und Weise, wie technische Systeme interagieren, grundlegend verändern.

Technischer Fortschritt und Erleichterung

Das Institut für Angewandte Mikroelektronik und Datentechnik der Universität Rostock ist Teil des OR.NET e.V. – ein Zusammenschluss verschiedener Unternehmen und Forschungsinstitutionen, die die Vernetzung von Medizingeräten vorantreiben. Als Teil dieses Netzwerkes konnte Martin Kaspareck in Orlando einen so genannten „Interoperability Showcase" vorstellen – ein praktisches Beispiel, an dem das Zusammenspiel verschiedener medizinischer Systeme zum Wohl der Patientinnen und Patienten und der Pflegenden präsentiert wird. Besucherinnen und Besucher der Fachmesse konnten sich anschauen, wie intensivmedizinisch betreute Patienten zukünftig in einem Isolationszimmer mit vernetzten Medizingeräten behandelt würden. „Die digital-vernetzte Informationsbereitstellung, verteilte Alarmierung und Fernkonfiguration von Geräteparametern bringen große Erleichterungen für das medizinische Personal“, sagt Martin Kasparick. So können die Aufenthaltszeit im infektiösen Bereich verringert und die Anzahl der aufwändigen Wechsel zwischen Isolationszimmer und Normalbereich minimiert werden.

Wichtig bei der Vernetzung von Arbeitsabläufen in der Diagnose, Behandlung und der Nachsorge des Patienten, mit dem sich die Forschung und Entwicklung im Institut für Angewandte Mikroelektronik und Datentechnik befasst, „ist dabei, dass Produkte nicht nur ingenieurgetrieben entwickelt werden, sondern am Ende den wirtschaftlichen mit dem klinischen Nutzen verbinden und am Ende Fortschritt und Erleichterungen für diejenigen sind, die damit arbeiten.“
Text: Wolfgang Thiel

Kontakt:
Dr. Martin Kasparick
Universität Rostock
Institut für Angewandte Mikroelektronik und Datentechnik
Tel.: +49 381 498-7273
martin.kasparick@uni-rostock.de

 

Unser Mitarbeiter Martin Kasparick erklärt die Grundlagen der IEEE 11073 SDC-Normen bei der "Educational Session".
Unser Mitarbeiter Martin Kasparick erklärt die Grundlagen der IEEE 11073 SDC-Normen bei der "Educational Session". (Foto: Max Rockstroh/Universität Leipzig)
Messestand auf der HIMSS: interoperable Medizingeräte für die Versorgung von Patienten in Isolationszimmern.
Messestand auf der HIMSS: interoperable Medizingeräte für die Versorgung von Patienten in Isolationszimmern. (Foto: Max Rockstroh/Universität Leipzig)

Mit Buzz Aldrin an die Spitze

Absolventen der Universität Rostock revolutionieren digitale Karten durch Künstliche Intelligenz

Digitale Karte Landbedeckung
deeeper.technology erfasst die Landbedeckung. Dadurch werden etwa Gebäude (rot) oder Wälder (grün) zu digital erfassbaren Objekten.
Die Brüder Jakob und Johann Heller sowie Joshua Becker neben dem mannshohen Pappaufsteller von Buzz Aldrin, der 1969 als zweiter Mensch nach Neil Armstrong den Mond betrat.
Die Brüder Jakob und Johann Heller sowie Joshua Becker neben dem mannshohen Pappaufsteller von Buzz Aldrin, der 1969 als zweiter Mensch nach Neil Armstrong den Mond betrat. (Foto: Martin Börner).

Februar 2022: Vor knapp zwei Jahren wurde das Rostocker Startup deeeper.technology GmbH gegründet. Mit dem Ziel, den digitalen Kartenmarkt mit einer eigens entwickelten Software aufzumischen, sind die Zwillingsbrüder Jakob und Dr. Johann Heller sowie deren Freund Joshua Becker direkt ins eigene Business gesprungen. deeeper.technology übersetzt digitale Karten von Wäldern, Straßen oder Gebäuden. Die neu entwickelte Software kann große Mengen an Luft- und Satellitenaufnahmen mit menschlicher Präzision auswerten. 1,8 Sekunden werden beispielsweise benötigt, um die Fläche von Rostock mit Hilfe der entwickelten künstlichen Intelligenz (KI) zu erfassen.

„Wir wollten etwas mit künstlicher Intelligenz machen und uns den eigenen Arbeitgeber in unserer Heimatstadt schaffen – hier, wo wir selbst am liebsten arbeiten“, sagt Jakob Heller. Sein Bruder Johann ergänzt: „Ich bin wirklich dankbar, dass ich an der Universität Rostock eine solch tolle Bildung fürs Leben bekommen habe.“ Johann Heller hat Elektrotechnik studiert und anschließend seine Doktorarbeit in angewandter Mathematik geschrieben.

„Es ist eine pure Freude miterleben zu können, wie erfolgreiche Absolventen der Universität Rostock ein aufstrebendes Unternehmen gründen. Mit den Methoden des maschinellen Lernens und der Geoinformation widmet sich deeeper.technology vor allem der Nachhaltigkeit in Küstenzonen, auch unter Einbeziehung der Satellitenbeobachtung“, würdigt Universitätsrektor Professor Wolfgang Schareck.

Inzwischen arbeiten bei deeeper.technology dreizehn Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, zehn davon haben an der Universität Rostock studiert, sechs davon sind Frauen. „Das ist Wissenschaftstransfer in die Zukunft im besten Sinne“, unterstreicht der Rektor.

Die Gründer und ihr schnell wachsendes Team entwickeln Methoden der künstlichen Intelligenz, um Luft- und Satellitenbildern in digitale Karten zu übersetzen, auf denen die unterschiedliche Nutzung der Flächen dargestellt ist. Fünfzehn verschiedene Klassen – etwa Gebäude, versiegelte Flächen oder Straßen, Gewässer und Bäume werden aus den Luftaufnahmen extrahiert. Die gewonnenen Informationen können beispielsweise Energiekonzerne dabei unterstützen, besonders lohnende Kunden für den Vertrieb von Photovoltaik-Anlagen zu finden. Aber auch Energieministerien oder Katasterämter profitieren von der Übersetzungsleistung der deeeper.technology-Software, etwa um geeignete Flächen für die erneuerbare Energiegewinnung auszuweisen oder den Gebäudebestand zu aktualisieren.

Über ihren wissenschaftlichen Mentor Professor Ralf Bill von der Universität Rostock haben die Zwillinge von deeeper.technology nur Gutes zu berichten. „Das ist ein super Typ, vor allem sehr gut vernetzt“, finden sie. „Wir haben beim Start viel Hilfe aus der Region bekommen, beispielsweise vom Zentrum für Entrepreneurship der Universität Rostock, dem Forschungsverbund MV und Rostock Business.“

Warum ihre Firma als erstes einen mannshohen Pappaufsteller von Buzz Aldrin – nach Neil Armstrong der zweite Mensch den Mond betrat – aufgestellt hätte? „Als Kinder wollten wir beide Kosmonaut werden. Und irgendwie lebt dieser Traum auch heute noch.“ Auf bestem Weg nach oben sind sie bereits. Im vergangenen Jahr erhielten sie den Existenzgründerpreis der OSTSEE-ZEITUNG. Und auf der weltweit größten Messe für Geoinformationswirtschaft, der Intergeo 2021, wurde deeeper.technology mit dem Wichmann Innovations Award für die beste Softwareinnovation ausgezeichnet. Zusätzlich konnte sich das Start-Up in der von der Europäischen Raumfahrbehörde (ESA) ausgelobten Bremen Challenge der Copernicus-Masters gegen ein breites Bewerberfeld durchsetzen.

Wie zuverlässig die junge Firma aus Rostock Fragen nach Standorten etwa von Solaranlagen, Häusern oder Bäumen beantworten kann, beeindruckt die Fachwelt auch über Deutschland hinaus. „Unser Ziel ist es jetzt, jährlich Europa zu vermessen, jede Straße, jeden Wald, jedes Haus. Damit tragen wir zu einem verbesserten Umweltmonitoring bei, damit sich“, so die Hoffnung der drei Gründer, „vor allem erneuerbare Energien besser durchsetzen können.“ Noch gibt es beispielsweise keine Karten, in denen alle Solaranlagen registriert sind. Diese Lücke könnte das junge Rostocker Unternehmen als nächstes schließen.
Text: Wolfgang Thiel

 

Kontakt:
deeeper.technology GmbH Rostock
Tel.: +49 15208651803
E-Mail: jakob.heller@deeeper-technology.de
deeeper-technology.de

 

Energiewende ohne Blackout

Rostocker Forscher entwickeln Software für intelligentes Stromnetz

Foto: Professor Li-Jun Cai
Professor Li-Jun Cai leitet den Lehrstuhl Elektrische Energieversorgung an der Universität Rostock. (Foto: Universität Rostock/Julia Tetzke)

Januar 2022: Intelligente Stromnetze, so genannte smart grids, gelten als wichtige Voraussetzung für den Umstieg auf erneuerbare Energien. Wohin die Reise mit der Energieversorgung geht, beschreibt Professor Li-Jun Cai von der Fakultät für Informatik und Elektrotechnik der Universität Rostock. Seit Januar 2018 leitet er den Rostocker Lehrstuhl Elektrische Energieversorgung.

Li-Jun Cai hat in seinem Heimatland China Elektrotechnik studiert und bringt praktische Erfahrungen aus der Wirtschaft mit an die Universität. Bevor er nach Rostock kam, war er beim Netzbetreiber 50Hertz Transmission GmbH sowie bei dem Windturbinenhersteller Senvion SE tätig. „Um die Gesamtheit aus Erzeugung, Verbrauch und Speicher intelligenter zu machen, brauchen wir intelligente und stabile Stromnetze.“ Denn Deutschland forciere die Energiewende mit großen Schritten. Aber genau da liege aus Sicht von Professor Cai das Problem: Frequenzstabilität, Spannungsstabilität, Winkelstabilität und Resonanzstabilität der smartgrids müssen im Gleichgewicht bleiben, „sonst kommt es zum blackout“.

Aktuell entwickelt das Team um Professor Li-Jun Cai eine Software zur Regelung des Stromnetzes, ein so genanntes Intelligentes Stromnetz, das das Angebot von Energie und Nachfrage ausgleicht, also die Versorgungssicherheit der aus Wind und Sonnenlicht erzeugten Energie gewährleistet und mögliche Instabilitäten ausbalanciert. In einem intelligenten Energie-Netzwerk kommunizieren die verschiedenen Bausteine, von der Stromerzeugung über dessen Transport, seine Speicherung und Verteilung bis hin zum Verbrauch der elektrischen Energie, miteinander. „Wir müssen wissen, wer wann wie viel Strom benötigt, und wie viel davon ins Netz eingespeist wird“, erläutert Cai. Die Herausforderung: die überschüssige Energie vom Tag muss für später gespeichert werden können. Nur so können Photovoltaik- und Windkraftanlagen, das Elektroauto oder Pumpen- und Batteriespeicher zu effizienten Bestandteilen eines integrierten Daten- und Energienetzes werden.

Intelligente Stromzähler
Einer der Bausteine des intelligenten Stromnetzes sind die bereits seit einigen Jahren diskutierten intelligenten Stromzähler, die smart meter. Sie sollen vor allem helfen, die bisweilen minütlich schwankenden Einspeisungen durch erneuerbare Energieerzeugung, wie beispielsweise von Windparks auszugleichen. „Denn gerade Schwankungen sind ein ernstes Problem für Stromnetze, die weder eine Unter- noch eine Überlast vertragen. Ein smart meter meldet den aktuellen Stromverbrauch eines Haushalts oder eines Unternehmens an den Netzbetreiber“, sagt Professor Cai. Theoretisch könnten die intelligenten Stromzähler auch vernetzte Geräte steuern. Sie könnten die Geräte also optimieren, um das Stromnetz zu stabilisieren.

Sonne und Wind richten sich nicht nach dem Strombedarf
Frequenzstabilität als Beispiel: Lange wurde durch Kohle- und Atomkraftwerke sehr beständig Strom produziert. Dadurch sei die Energieerzeugung relativ leicht zu regeln gewesen. „Das könnte sich in Zukunft mit der wachsenden Zahl erneuerbarer Energien ändern, die noch dazu nicht immer die gleiche Menge elektrische Energie in die Netze einspeisen“, unterstreicht Professor Cai. Das stelle eine Herausforderung für herkömmliche Stromnetze dar. Denn Sonne und Wind richten sich nicht nach dem tatsächlichen Strombedarf. Gleichzeitig kann aber nicht mehr Strom als nachgefragt aus den Erneuerbaren ins Netz eingespeist werden.

Li-Jun Cai sieht darüber hinaus noch eine weitere Herausforderung:  Auch der Stromverbrauch werde sich ändern. In Zukunft könnte viel mehr Strom zur gleichen Zeit benötigt werden: beispielsweise, wenn nach Feierabend von vielen Menschen gleichzeitig Handys, Rechner und Tablets geladen werden. Genau hier sollen intelligente Stromnetze ins Spiel kommen. Sie können zum Beispiel dabei helfen, den Ladevorgang der Elektroautos zu optimieren. Insofern sei das intelligente Stromnetz entscheidend für die Energieversorgung der Zukunft. „Eine unserer Hauptaufgaben hier an der Universität Rostock besteht in der Ausbildung von kompetenten Fachkräften und im Aufbau eines wissenschaftlichen Kompetenzzentrums, das Fachwissen bündelt und an die Industrie weitergeben kann“, meint Professor Cai.
Text: Wolfgang Thiel

Kontakt:
Prof. Dr.-Ing. Li-Jun Cai
Universität Rostock
Fakultät für Elektrotechnik und Informatik
Tel.: +49 381 498-7120
Mobile: +49 179 4821666
Sekretariat: +49 381 498-7101
lijun.cai@uni-rostock.de

 

Unser neues E-Technikum auf dem Südstadtcampus

Forschen, Lernen und Lehren bekommen ein neues Haus

Aussenansicht Neubau Elektrotechnik,
Aussenansicht Neubau Elektrotechnik (Foto: Universität Rostock, Th. Wegner)

Januar 2022: Unser Neubau auf dem Universitäts-Campus an der Albert-Einstein Straße nimmt zunehmend Gestalt an. Die Flächen beherbergen Räume für Forschung und Lehre, somit verbessert sich die Situation für Forschende, Lehrende und Studierende erheblich. In das neue E-Technikum ziehen das Dekanat der IEF, das Institut für Nachrichtechnik und das Institut für Angewandte Mikroelektronik und Datentechnik ein. Auch das Studienbüro und die Fachschaft werden hier ihren neuen Sitz finden. Das Land MV als auch die EU (EFRE) fördern den Neubau.

Wissenschaftlerin der Universität Rostock in Beirat der Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung berufen

Professorin Kerstin Thurow wurde in den wissenschaftlichen Beirat „Material“ der Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung berufen. (Foto: privat).
Professorin Kerstin Thurow (Foto: privat).

Januar 2022: Professorin Kerstin Thurow vom Institut für Automatisierungstechnik der Universität Rostock wurde vom Präsidenten der Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung in Abstimmung mit dem Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz in den wissenschaftlichen Beirat „Material“ berufen. Die Berufung erfolgt für die Dauer von drei Jahren.

Die Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung (BAM) ist eine wissenschaftlich-technische Bundesoberbehörde im Geschäftsbereich des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz. Sie widmet sich seit ihrem Bestehen der Forschung, Bewertung und Beratung für Sicherheit in Chemie und Technik. Neue Materialien zählen heute zu den Schlüsseltechnologien einer modernen Industriegesellschaft. Sie finden u.a. Anwendung in der Erzeugung und Speicherung von Energie, in innovativen Sensoren oder in der Gesundheitswirtschaft und beruhen häufig auf biobasierten Polymeren und Nanokompositen. Der Themenbereich Materialdesign der BAM widmet sich der Entwicklung neuartiger Materialien und stellt damit eine wesentliche Schnittstelle zu allen Themenfeldern der BAM dar.

Mit der Berufung von Professorin Kerstin Thurow in den wissenschaftlichen Beirat soll insbesondere der Bereich der automatisierten Materialforschung gestärkt werden. Die Entwicklung geeigneter Systeme und Systemkomponenten stellt eine wichtige Aufgabe dar, um die in anderen Bereichen bereits etablierten Hochdurchsatzverfahren auch für den Bereich der Materialforschung und -charakterisierung verfügbar zu machen.

Kerstin Thurow wird ihre langjährigen Erfahrungen im Bereich der Entwicklung von Automationssystemen für unterschiedlichste Anwendungen in den Life Sciences in die Arbeit des Wissenschaftlichen Beirates einbringen. In dem vom European Research Council geförderten Synergy Projekt ADAM (Autonomous Discovery of Advanced Materials) wird sie am Center for Life Science Automation gemeinsam mit ihrem Team und Kooperationspartnern der Universitäten Liverpool und Southampton in den kommenden Jahren auf dem Gebiet der automatisierten und KI-gestützten Synthese neuer Materialien umfangreiche Forschungsarbeiten durchführen.